Persönlichkeiten aus dem Bergell

Augusto Giacometti – Der Meister der Farben

(1877–1947)

Augusto Selbstporträt

Bild: Augusto Giacometti – Selbstporträt

Wie es die Inschrift auf Augusto Giacomettis Grabstein in Borgonovo besagt: «Qui riposa il maestro dei colori» («Hier ruht der Meister der Farben»), hat der Künstler sein Leben dem Spiel mit Farben und Licht gewidmet.

Augusto wurde im Sommer 1877 in Stampa geboren. Er war der neun Jahre jüngere Cousin von Giovanni Giacometti und wuchs nur wenige Schritte von dessen Haus entfernt auf. Als Sohn einer Bauernfamilie musste er oft mit anpacken. Die Landarbeit empfand er jedoch meist als mühsam. Einzig das Hüten der Kühe bereitete ihm Freude – denn das Lichtspiel der Farben in der Schönheit des Waldes, wo er die Tiere hütete, beeindruckte ihn nachhaltig. Ansonsten sehnte er sich oft den Regen herbei – denn dieser bedeutete für ihn freie Zeit zum Malen. Mit 15 Jahren malte er sein erstes Aquarell.

Der strebsame und fleissige junge Mann liess sich an der Kunstgewerbeschule in Zürich zum Zeichenlehrer ausbilden. Weitere Stationen führten ihn nach Paris und Florenz, bevor er 1915 seinen Lebensmittelpunkt nach Zürich verlegte. Dort verfolgte er die Mission, die Kunst in der Schweiz weiterzuentwickeln. Augusto experimentierte gerne, studierte die Naturgesetze der Farben und befasste sich mit unterschiedlichsten Stilrichtungen. So unterlag seine Kunst mehreren Wandlungen – vom Jugendstil über den Symbolismus bis hin zum Neoimpressionismus. Früh fand er zu eigenen abstrakten Farbkombinationen und grossformatigen, symbolistischen Werken. Bald schon wurde er auch in bürgerlichen Kreisen anerkannt und erhielt schweizweit bedeutende Aufträge für Wand- und Glasmalereien.

Augusto Giacometti, «Am Morgen der Auferstehung», Kirche San Pietro in Stampa

Augusto Giacometti, «Am Morgen der Auferstehung», 1915, Kirche San Pietro in Coltura / Stampa Foto: Stephan Schenk, Lüen

Er tauchte in die aktuellen Strömungen der damaligen europäischen Kunst ein. So pflegte er beispielsweise Kontakte zum Dadaismus und Futurismus. Dennoch ging Augusto Giacometti stets seinen eigenen Weg und schloss sich keiner Strömung dauerhaft an. In seinen Werken experimentierte er fortwährend mit der Spannung zwischen Gegenständlichkeit, Ungegenständlichkeit und Abstraktion. Mit grosser Neugier und ebensolcher Disziplin setzte er sich intensiv mit seiner Umwelt auseinander und fand so zu einer eigenen, farbkodierten abstrakten Malerei.

1922 gewann Giacometti den Wettbewerb zur Wandgestaltung der Eingangshalle der Polizeiwache in Zürich – ein Werk, das als sein bedeutendstes gelten sollte. Die Decken und Gewölbe der sogenannten Giacometti-Halle, auch „Blüemlihalle“ genannt, verzierte er mit floralen Ornamenten und geometrischen Mustern, während er die Wände mit figürlichen Darstellungen schmückte. Die Halle beeindruckt durch ihre überwältigende orange-rote Farbenpracht. Diese Auftragsarbeit fand rasch grosse öffentliche Beachtung und ebnete ihm den Weg zu weiteren bedeutenden Projekten in Zürich – etwa der Gestaltung der Chorfenster im Grossmünster. In vielen weiteren Gotteshäusern schuf er ebenfalls bedeutende Glasgemälde, wobei ihn das Erleben, Umsetzen und Weiterentwickeln mittelalterlicher Glasmalerei inspirierte. Giacomettis Werke waren oft ortsgebundene Glas- und Wandmalereien.

Der selbstbewusste und stets elegant gekleidete Künstler verstand es, sich mit Grössen aus Politik und Kunst zu vernetzen, und galt als Persönlichkeit, die Journalistinnen und Journalisten stets für sich gewinnen konnte. 1933 hielt er einen Vortrag mit dem Titel „Die Farbe und ich“, in dem er über seine künstlerische Arbeit und deren technische Aspekte berichtete. Im Laufe seines Lebens geriet Augusto Giacometti in einen regelrechten Farbrausch und machte es sich zur Aufgabe, die Farbe unabhängig von der Form als eigenständige Bildkomponente zu emanzipieren. Seine Arbeiten stellen eine fortwährende Gratwanderung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion dar.

Neben seinen grossformatigen Wand- und Glasmalereien befasste sich der Künstler auch immer wieder mit dem Selbstbildnis. Auch unzählige Blumenbilder stammen aus der routinierten Hand Giacomettis. Seine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimat, dem Bergell, zeigt sich in zahlreichen Werken, die die Berge und Landschaften des bündnerischen Südtals darstellen.

1947 starb Augusto Giacometti in Zürich. Er wurde in Borgonovo beigesetzt – dort, wo seine künstlerische Reise einst begann.

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