Persönlichkeiten aus dem Bergell
Alberto Giacometti
10. Oktober 1901 – 11. Januar 1966
Wer kennt sie nicht – die schlanken Bronzefiguren mit den endlos langen Beinen? Alberto Giacometti, geboren 1901 im schweizerischen Borgonovo, dessen Gesicht lange die 100-Franken-Note zierte, wurde mit seiner Kunst weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt.
Als Sohn des bekannten postimpressionistischen Malers Giovanni Giacometti wuchs Alberto als ältestes von vier Kindern zwischen Staffeleien und Skizzenbüchern auf. Schon früh zeigten sich seine außergewöhnlichen künstlerischen Begabungen. Der Vater förderte die Talente seiner Kinder von klein auf – nicht nur in der Kunst. Alberto sprach neben seiner Muttersprache Italienisch auch Deutsch, Französisch und Englisch. Diese Sprachkenntnisse sollten ihm später auf seinen Reisen durch Europa und die Welt von großem Nutzen sein.
Bereits als Gymnasiast in Schiers fertigte er meisterhafte Zeichnungen an. Im Alter von 18 Jahren begann er ein Kunststudium in Genf, das er jedoch bald wieder abbrach. Stattdessen unternahm er in den folgenden Jahren zahlreiche Reisen, die ihn tief prägten – insbesondere ein Besuch im Archäologischen Museum in Florenz, wo eine altägyptische Skulptur sein Interesse für archaische und nicht-europäische Kunst weckte.
Schliesslich liess er sich in Paris nieder und schrieb sich dort an einer Kunstakademie als Bildhauer ein. In der pulsierenden Pariser Kunstszene knüpfte er erste Kontakte und begann, seine eigene künstlerische Sprache zu entwickeln. Beeindruckt vom Kubismus und der Kunst Afrikas, wandte er sich von traditionellen Darstellungsformen ab. Bereits mit 24 Jahren konnte er seine Werke erstmals öffentlich ausstellen.
Zur selben Zeit zog auch sein Bruder Diego nach Paris. Gemeinsam bezogen sie ein Atelier in der Rue Hippolyte-Maindron, das bis zu Albertos Lebensende sein Hauptarbeitsort bleiben sollte. Diego, selbst Künstler und Designer, wurde zum engsten Mitarbeiter seines Bruders und stand ihm regelmäßig Modell – eine lebenslange kreative und brüderliche Verbindung.
Bild: Alberto Giacometti im Atelier mit «La nuit» Foto: Émile Savitry/ Quelle: www.giacometti-stiftung.ch
Familie Giacometti 1911 (Bild von Andrea Garbald) Quelle: https://www.garbald.ch
In diesem Atelier entstanden die ersten abstrahierten Skulpturen Albertos, die in der Kunstwelt große Beachtung fanden. Sein Werk entwickelte sich zunehmend in eine surrealistische Richtung. Eine Gruppe von Surrealisten, darunter Salvador Dalí, war tief beeindruckt von seiner Arbeit und nahm ihn in ihren Kreis auf. 1932 fand in Paris seine erste Einzelausstellung statt.
Doch Giacometti wandte sich bald wieder der genauen, realistischen Darstellung zu – eine Entscheidung, die zum Bruch mit den Surrealisten führte. In dieser Zeit arbeitete er erneut intensiv mit seinem Bruder Diego als Modell. Mitte der 1930er-Jahre starb seine Schwester Ottilia kurz nach der Geburt ihres Sohnes Silvio – dem einzigen Nachkommen der Giacometti-Familie. Dieser persönliche Verlust und die wachsende Sorge über die weltpolitische Lage fanden Ausdruck in seinem Werk. Es entstanden viele kleine Skulpturen, die das menschliche Dasein in seiner Fragilität thematisieren.
Die Kriegsjahre verbrachte Giacometti in Genf. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Annette Arm kennen, die ihm in den Folgejahren häufig Modell stand. Nach Kriegsende kehrte er nach Paris zurück. In dieser Zeit entwickelten sich seine Skulpturen weiter: Die Figuren wurden immer länger, dünner und fragiler – ein Stil, der ihn weltberühmt machte. Aus den kleinen Figuren seiner Vorkriegszeit wurden meterhohe, überaus schlanke Gestalten, die sich durch Raum und Leere zu bewegen scheinen.
Auch in der Malerei fand Giacometti zu einer ganz eigenen, expressiven Form, in der er Gesichter und Körper auf eine unverkennbare Weise darstellte.
Trotz des internationalen Ruhms führte Alberto ein bescheidenes – und gesundheitlich wohl nicht ganz unbedenkliches – Leben. Statt regelmäßig zu essen, trank er literweise Kaffee und rauchte pausenlos Zigaretten. Seine langjährige Affäre mit einer Prostituierten belastete sowohl seine Ehe mit Annette als auch das Verhältnis zu seinem Bruder Diego.
In den 1960er-Jahren erkrankte Giacometti an Magenkrebs. Zur Erholung kehrte er immer wieder ins Bergell zurück, wo er zeichnete und neue Kraft zu schöpfen versuchte. Trotz seines sich verschlechternden Gesundheitszustandes führten ihn seine Ausstellungen und Erfolge weiterhin rund um die Welt – von England über Dänemark bis in die USA. Für sein künstlerisches Werk erhielt er zahlreiche Ehrungen und internationale Anerkennung.
Alberto Giacometti starb am 11. Januar 1966 im Kantonsspital Chur an den Folgen einer chronischen Bronchitis. Er wurde auf dem Friedhof von San Giorgio bei seinem Geburtsort Borgonovo beigesetzt.
Bild: Alberto Giacometti arbeitet am Gips für «Lʼhomme qui marche», Paris 1958 Foto: Ernst Scheidegger / Quelle: www.giacometti-stiftung.ch
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