Persönlichkeiten aus dem Bergell
Varlin
(Willy Guggenheim, *16. März 1900 in Zürich, †30. Oktober 1977 in Bondo)
Als Sohn eines Lithographen (Lithographie = Steindruckverfahren) wird Willy Guggenheim im März 1900 in Zürich geboren. Zwölf Jahre später stirbt sein Vater, woraufhin die Familie nach St.Gallen zieht. Wie einst sein Vater beginnt der junge Willy eine Lehre als Lithograph. Aus seiner Autobiografie lässt sich jedoch schliessen, dass er mit dem Beruf nie warm wurde. So bezeichnet er die Steine, die als Druckform dienen, als „pergamentleichenfarbige[n], sich auch kalt wie Leichen anfühlende[n] Senefelder-Steine[n]». Er bricht die Lehre ab und besucht eine Kunstgewerbeschule in Berlin mit dem Ziel Künstler zu werden.
Anfang 20 zieht er nach Paris, wo er sich elf Jahre lang als freier Künstler zu behaupten versucht. Da ihm der renommierte Kunsthändler Zborowski mit dem Namen «Guggenheim» keine Erfolgschancen ausrechnet, nimmt er seinen Künstlernamen Varlin an. Ausgelöst durch den Vermögenverlust seiner Mutter kommt Varlin später kurz darauf resigniert Erkenntnis, dass «Kunst brotlos ist, etwas verdienen zu müssen». Er beginnt humoristische Zeichnungen für verschiedene Zeitungen zu machen. Selbst sagt er zu diesen Zeichnungen «kommt weniger darauf an, ob schön als vielmehr obszön».

Ein Höhepunkt ist das 1975/76 entstandene monumentale Gemälde «Die Leute meines Dorfes», auf dem er Menschen aus Bondo porträtiert.
Zitate aus seiner Autobiographie stammen von: https://www.varlin.ch/Varlin-%C3%BCber-Varlin/
Mit seiner Schwester und seiner Mutter zieht er mit 35 Jahren zurück nach Zürich, wo er die bis zu seinem Umzug ins Bergell in den 60er Jahren auch bleiben sollte. Die autobiographischen Zitate Varlins zu seinen Anfangsjahren in Zürich lassen tief blicken: «Die Kunst, wenn man nichts hat, sich mit primitivsten Freuden zu begnügen, zum Beispiel: eine Seife in der Badewanne entschlüpfen lassen und wieder einfangen, einen Cervelat enthäuten, einem Ross von Welti-Furrer einen Zucker geben». Seinen Lebensunterhalt und den seiner Schwester und Mutter bestreitet er durch gelegentliche Verkäufe von Bildern und Karikaturen.
Erste Erfolge stellen sich erst in den 50er Jahren ein. 1960 vertritt er die Schweiz an der Biennale in Venedig, kurzdarauf zeigt das Kunsthaus Zürich seine Werke. Immer öfters kommt es nun vor, dass grosse Namen aus der Literaturszene von ihm porträtiert werden – Max Frisch, Friederich Dürrenmatt, Ernst Schröder & Co finden immer wieder den Weg in sein Atelier.
1963 heiratet Varlin die aus Bondo stammende Franca Giovanoli. Gemeinsam mit France lebt er fortan in ihrem Heimatdorf im Bergell, wo drei Jahre später auch die gemeinsame Tochter Patrizia zur Welt kommt. Nur ein Jahr später wird ihm der Kunstpreis der Stadt Zürich verliehen. Gute Netzwerkkontake verhelfen ihm zu immer grösserer Bekanntheit auch in Italien. Seine neue Lebenssituation im abgelegenen Bergdorf, die kleine Familie und das Gärtnern verleihen seiner Kunst neue Impulse. Er selbst sagt dazu: «Ein Haus auf dem Lande. Ein Kindermädchen, natürlich ein dazugehörendes Kind, eine Waschmaschine, den Zürcher Kunstpreis, eine Geschirrspülmaschine, meine Frau im Protzelotmantel, ein Fiat, immer saubere Fingernägel und Hosenbügelfalten. Wie sagt doch meine liebe Zwillingsschwerster Erna: «Jetzt bischt ganz verspiesseret, meh chasch nümme abecho.»
Bis zu seinem Tod arbeitet er in Bondo an riesigen Leinwänden und erschafft Bilder in gigantischen Ausmass. Sein qualitativ und quantitativ beachtliche Spätwerk, das in Bondo entstand, wird als Höhepunkt seines Schaffens betrachtet. 1977 stirbt Varlin nach langer Krankheit in Bondo, wo auch seine sterblichen Überreste ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Lange Zeit wurde Varlin als Sonderfall der Schweizer Malerei des 20. Jahrhunderts betrachtet. Seine expressiven Werke mit verschwommenen Perspektiven sind stillistisch ebenso eigenwillig, wie es auch Varlins Charakter war. Lange galten sie als schwer greif- und klassifizierbar; sie lassen sich keiner der grossen Kunstströmungen unterordnen. Erst Jahre nach seinem Tod wird der bedeutende Beitrag, der Varlin zur schweizerischen und europäischen Malerei geleistet hat, erkannt. Er vermochte es Lebensgefühle, Alltag, Stimmungen und Erwartungen auf eine Weise festzuhalten, wie es niemanden sonst gelingt.
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