Vom 2. Juni bis 28. September findet in Bondo die dritte Ausgabe der Biennale Bregaglia statt. Die diesjährige Kunstaustellung lädt unter dem Thema «Architektur und Gärten» dazu ein, die verwinkelte Gassen und die grosszügigen Plätze des Dorfes zu erkunden. Bis im Sommer sind auch die meisten Arbeiten des Hochwasserschutzprojektes in Bondo abgeschlossen und rücken die Umgebung sowohl für Einheimische als auch für Gäste in ein neues Licht. Die Kunstwerke fordern förmlich dazu auf, das «neue» Bondo zu entdecken, ohne dass dabei die Geschichte vergessen geht.

Dieser Artikel wurde ursprünglich im SOGLIO-Kundenmagazin Nr. 65  veröffentlicht.

Architektur und Gärten, Bilder: Michel Hamburger

Architektur und Gärten

Nicht nur der Austragungsort der Biennale Bregaglia wechselt im Zweijahresturnus, auch das übergeordnete Thema wird mit jeder Ausgabe neu definiert. Das Motto «Architektur und Gärten» der dritten Ausgabe liegt auf der Hand: Bondo ist ein malerisches Dorf mit typischen Bergeller Häusern, plätschernden Brunnen und engen, gepflasterten Gässchen, hinter deren Mauern zauberhafte Gärten warten. Der Reiz der Kunstausstellung liegt denn auch im Erkunden von sonst nicht zugänglichen Orten.

Doch das Thema greift nicht nur den altehrwürdigen Teil des Dorfes auf. Vielen ist Bondo vor allem durch den verheerenden Bergsturz im Jahr 2017 einen Begriff. Die Ausstellung soll dazu dienen, die tiefen Narben dieser Katastrophe zu überwinden. Die neugebauten Brücken von Bondo geben den Blick auf die Bondasca und das Flussbett frei. Die Arbeiten für die umfassenden Schutzbauten sind demnächst abgeschlossen. Dabei wurden die typischen Natursteinmauern und Gärten so in die hohen Dämme integriert, dass sie sich harmonisch ins einmalige Landschaftsbild fügen.

Zeitgenössische Kunst inmitten einzigartiger Landschaften

Erstmals wurde für die Biennale Bregaglia ein öffentlicher Wettbewerb lanciert. Kunstschaffende konnten sich mit einer konkreten Projektidee melden. Über 230 Bewerbungen aus 21 Ländern sind eingegangen. Eine fünfköpfige Fachjury hat daraufhin zehn internationale Künstlerinnen und Künstler ausgewählt. «Wir waren beeindruckt und erfreut über die globale Resonanz des Bergells, die Diversität und Reichweite der eingereichten Projektideen», sagt die Kuratorin Misia Bernasconi.

Die Kunstwerke betten sich ins Dorf und in die umliegenden Berge ein und binden Licht, Wind und Vegetation mit ein. Auch die Veränderung von Kultur und Landschaft im Laufe der Zeit wird thematisiert, und aktuelle gesellschaftliche Probleme werden aufgegriffen. Um die Verbindung zwischen Projektidee und Austragungsort herzustellen, fand im Februar eine Residenzwoche für die Kunstschaffenden statt. Dabei konnten sie sich gemeinsam mit Expertinnen und Experten für Architektur- und Gartengeschichte mit Einheimischen gezielt mit Bondo beschäftigen. Dies half ihnen, ihre Projektideen weiterzuentwickeln und ortsspezifisch umzusetzen.

Bild: Traditionelle Sgraffito-Kunst auf Fassade in Bondo

Wer während der Besichtigung eine Verschnaufpause braucht, kann sich in die Biennale-Bibliothek im ehemaligen Gemeinde- und Schulhaus auf dem Dorfplatz von Bondo zurückzuziehen und vor Ort den neuen Biennale-Duft riechen.